Remy Bonjasky spricht über das morgige Turnier, seinen Wunschgegner für das Finale, den Skandal vom Vorjahr und Alistair Overeem.
Michael Schiavello: Hallo Leute und willkommen zu einer weiteren Ausgabe von 'The Voice unleashed'. Der Champ ist hier! Ja, Remy Bonjasky ist am Start! Champ, schön dich wieder zu sehen. Dieses Jahr versuchst du mit Ernesto Hoosts Rekord gleich zu ziehen und ebenfalls deinen vierten Grand Prix zu gewinnen. Es wird jedoch nicht leicht und genau genommen ist das ganze Turnier schwer. Lass uns einen Blick auf deinen ersten Gegner, Errol Zimmerman, werfen. Bei der Auslosung im September in Korea bist du die Bühne entlang geschlendert und Errol sagte 'Remy komm her, ich will gegen dich kämpfen!' und du bist hin gegangen. Warum hast du dich entschieden, Errols Einladung anzunehmen?
Remy Bonjasky: Nun ja, ich glaube es ist besser, wenn ich selbst die Wahl treffen kann und nicht jemand auf mich zu kommt und gegen mich kämpfen will. Und deshalb bin ich zu Errol gegangen und hab mir gedacht 'OK, wenn du den Kampf willst, kannst du ihn haben.' Und so bin ich geradewegs auf ihn zu gegangen, ja.
Michael Schiavello: OK, lass uns annehmen, du besiegst Errol und kommst ins Halbfinale, dann gehen die meisten davon aus, dass du auf Semmy Schilt triffst, einen Gegner, mit dem du aufgrund seiner Physis immer so deine Probleme hattest. Inwiefern ist der Remy von 2009 anders, als der Remy, der das letzte Mal, im Halbfinale war es glaube ich, gegen Semmy Schilt verloren hat? Wo liegt der Unterschied zu heute?
Remy Bonjasky: Ja, das ist vier Jahre her, als er mich besiegt hat und das wird nicht noch einmal geschehen. Wir haben wirklich hart trainiert und wir haben gesehen, wie Leute besser gegen Semmy gekämpft haben. Denn wenn man in Richtung seines Kopfes schlägt, dann dreht er den Kopf herum und daran haben wir gearbeitet. Und ich glaube, ich kriege das hin, ihn zu besiegen, ja.
Michael Schiavello: So, dann nehmen wir mal an, du schaffst es ins Finale, Champ. Auf wen non den vier Leuten aus der anderen Turnierhälfte würdest du gerne treffen. Wir haben Ruslan Karaev, Badr Hari, Alistair Overeem und Ewerton Teixeira.
Remy Bonjasky: Also wen ich am liebsten treffen würde ist Ruslan.
Michael Schiavello: Ruslan? Warum das denn? Ist er der leichteste?
Remy Bonjasky: (lacht) Ja, ja. Das ist genau das, was ich glaube. Das ist es, woran ich gedacht habe. Aber ich weiß, dass alle Fans, K-1 und die Journalisten mich gegen Badr kämpfen sehen wollen. Und wenn er stark genug sein und es ins Finale schaffen sollte, dann werde ich natürlich auch gegen ihn kämpfen. Aber im Grunde ist es mir egal, wer es ins Finale schafft, denn wenn man der Stärkste sein will, der Champion, dann muss man gegen jeden kämpfen. Also ob ich gegen Badr, Ruslan, Alistair oder Teixeira kämpfe, spielt für mich keine Rolle.
Michael Schiavello: Lass uns mal über den 'Übereem', Alistair Overeem, sprechen. Alistair kam neulich an und du hast dich ziemlich zur Wehr gesetzt, weil er sagte, MMA wäre härter als K-1. Er meinte, K-1 ist leichter als MMA und er würde quasi durch das gesamte Feld durchmarschieren. Drei Kämpfe in einer Nacht, was er nie zuvor gemacht hat. Und völlig verständlich wurdest du sauer, denn du bist der Champion von K-1. Wie kann er es wagen zum K-1 zu kommen und dann zu behaupten, er würde wie ein heißes Messer durch die Butter fahren und drei Gegner an einem Abend bezwingen?
Remy Bonjasky: Ja, also ich glaube, wenn er den K-1 Grand Prix gewinnt, dann sollten wir uns genieren. Dann sollten sich alle K-1-Kämpfer wirklich schämen, denn er kommt aus dem MMA und versucht uns alle wie Amateure aussehen zu lassen. Und, na ja, es kann passieren, aber es darf nicht passieren! Ich glaube, dass Badr oder Teixeira ihn stoppen müssen. Sie müssen ihn aufhalten. Ich hoffe, dass sie ihn aufhalten. Denn sonst stehen wir wirklich wie Idioten da.
Michael Schiavello: Wo wir gerade von Leuten sprechen, die wie Idioten dastehen. Im letzten Jahr hat das Badr Hari im Finale geschafft, selbst dumm da zu stehen, indem er für seine Disqualifizierung gesorgt hat. Und wie er es nennt, hat er dir förmlich deinen dritten Grand-Prix-Sieg geschenkt. Badr sagte uns nun, dass er erwachsener geworden ist und dass er erneut unbedingt einen Rückkampf mit dir haben will. Du hast schon zwei Mal gegen ihn gekämpft und zwei Mal gewonnen. Wird es beim dritten Mal wirklich anders sein, Remy?
Remy Bonjasky: Nein, ich glaube nicht, dass es anders wäre. Badr ist jetzt stärker und er sieht erwachsener aus, aber ich glaube, wenn ich ein drittes Mal gegen ihn kämpfe, dann werde ich auch gewinnen. Denn technisch bin ich ein besserer Kämpfer, ich habe bei weitem mehr Erfahrung und ich muss mich nicht auf ihn stürzen. Ich warte auf meine Gelegenheit und dann werde ich ihn erwischen. Viele Kämpfer kommen in den Ring und fangen sofort an zu boxen oder zu kicken, aber man braucht eine Taktik und manche Kämpfer haben das einfach nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, einfach die beste Taktik zu besitzen und daraus ziehe ich einen großen Vorteil.
Michael Schiavello: Womit gewinnt man mehr Kämpfe, mit dem Verstand oder der Kraft?
Remy Bonjasky: (lacht) Mit dem Verstand. Ich sehe das bei vielen Kämpfern. Es gibt einige Kämpfer, die viel mit Kraft kämpfen und Instinkt, wie Mike Tyson, aber ich orientiere mich da lieber an Kämpfern wie Mohammed Ali, da geht viel über den Kopf und er setzt seinen Verstand sehr gut ein. Das ist definitiv eher nach meinem Geschmack.
Michael Schiavello: OK, Leute, da habt ihr ihn, den amtierenden K-1-World-Grand-Prix-Champion, der Mann, der versuchen wird, mit Ernesto Hoosts Rekord gleich zu ziehen. Kann er die vierte Krone holen? Wir wünschen ihm nur das Beste. Remy, vielen Dank, dass wir dich wieder hier haben dürften. Der Flying Gentleman, Remy Bonjasky!
Das K-1 World Grand Prix Finale 2009 beginnt in 15 Stunden am 5. Dezember 2009 um 9 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Parallel wird es wie immer den K-1sport.de-LIVE-Ticker geben. Außerdem werden die Foren für alle Diskussionen zum Turnier wie immer offen stehen.