Rua gewinnt und verliert zugleich
geschrieben von Jens Habermann

Mauricio "Shogun" Rua besiegte am Sonnabend in seinem lange erwarteten Comeback den ehemaligen und allerersten UFC-Schwergewichts-Champion Mark "The Hammer" Coleman.

Auf der Pressekonferenz, in der Countdown-Show und überall dort, wo ihm jemand zuhören wollte, tönte Mauricio Rua vor dem Kampf, dass er nach einem harten Trainingslager nun wieder in Topform sei und genug Zeit hatte, sich nach all den Verletzungen und den beiden Knie-OPs, auf den Kampf entsprechend vorzubereiten. Entsprechend hoch waren auch die Erwartungen im Rückkampf der beiden und fast schon war man gewillt zu glauben, dass auch ihr zweites Duell nicht länger als 49 Sekunden dauern würde, wie ihr erster Kampf, nur eben mit einem anderen Sieger.

Tatsächlich konnte Rua den Kampf auch gewinnen, aber die Frage nach dem Wie war hier entscheidend. Die erste Runde begann Rua mit ein paar guten Treffern und als Mark Coleman sich zum Takedown vornüber beugte, bekam er noch das Knie des Brasilianers zu spüren, bevor er ihn dann erfolgreich zu Boden riß. Coleman versuchte es mit Ground and Pound, was ihn seinerzeit so bekannt gemacht hatte, konnte aber kaum punkten und Rua kam schnell wieder auf die Beine. Nach weiteren Schlagkombinationen von Rua stellte sich bei Coleman schnell Erschöpfung ein und der Kampf schien gelaufen.

Doch Rua schaffte es nicht, seinen 44jährigen Kontrahenten genug unter Druck zu setzen. Stattdessen hielt Coleman auch in der zweiten Runde noch durch, konnte Rua sogar mit Schlägen zusetzen, die wie Zeitlupenaufnahmen aussahen und zum Entsetzen der Fans war nun auch Rua erschöpft. Der Brasilianer konnte kaum noch Druck machen und so erholte sich Coleman wieder etwas, konnte, nachdem er vorher schon stehend KO war, nun noch einmal zum Takedown an- und Rua am Boden zusetzen.

UFC 93: Franklin vs Henderson

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In der dritten Runde gelang es Rua schließlich genug Schlagkraft aufzubringen, sodass Coleman am Zaun auf die Knie ging, wo er eine Knieattacke zum Körper hinnehmen musste. Für den Ringrichter war dies jedoch schlecht zu sehen und so witterte er ein illegales Knie zum Kopf und unterbrach den Kampf. Wieder im Stehen ging es weiter und endlich gelangen Rua ein paar Treffer, erst ein Knie zum Körper und dann ein paar Punches, von denen ein rechter Aufwärtshaken Coleman schließlich auf die Bretter schickte und den Ringrichter dazu veranlaßte, den Kampf abzubrechen.

Rua hatte gewonnen, aber Coleman jubelte das Publikum zu. Kaum zum Sprechen in der Lage, erklärte Rua hinterher, dass er durch seine lange Pause nicht 100% in Form war und sagte damit genau das Gegenteil von dem, was er vorher immer wieder betont hatte. Das Resultat war ein schwacher Kampf und ein Mauricio Rua, der nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Mit 27 Jahren ist von dem einstigen Talent, der Explosivität und der unglaublichen Ausdauer, die ihn so ausgezeichnet hatten, nicht mehr viel übrig.

Eine Tatsache, die den Plan der UFC offensichtlich durcheinander wirft und dies wurde nur allzu deutlich, als man nach dem Kampf Rua und Coleman 40.000 US-Dollar für den Kampf des Abends "in die Hand drückte". Es gab eine ganze Reihe von sehr guten Kämpfen an diesem Abend, aber dieser hatte mit Sicherheit nicht dazu gehört. Ebenso merkwürdig wirkte die Bekanntgabe von Ruas nächstem Kampf gegen die MMA-Legende Chuck Liddell zur UFC 97. Man kann nur hoffen, dass Rua bis dahin wieder in Form kommt, denn ansonsten wird Liddell einen weiteren KO-Sieg verbuchen können und das, obwohl er mit 39 Jahren lange nicht mehr in der Form seines Lebens ist.

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