Schilt zum dritten Mal K-1 World GP Champion
geschrieben von Monty DiPietro

YOKOHAMA, 8. Dezember 2007 -- Semmy Schilt aus Holland besiegte alle drei Herausforderer um das K-1 World Grand Prix 2007 Finale in der Yokohama Arena zu gewinnen. Schilts dritte Weltmeisterschaft in Folge ist einmalig in der K-1-Geschichte. Neben dem begehrtesten Gürtel des kampfsports erhielt der 34-jährige Seidokaikan-Karate-Kämpfer ein Preisgeld von 400.000 US-Dollar.

Das K-1 World Grand Prix Finale findet jährlich statt und auch in seiner 15. Ausgabe folgte es den Regeln des klassischen Acht-Mann-Turnierformats: Vier Viertelfinalkämpfen folgen zwei Halbfinalkämpfe und deren Sieger treten im Finale gegeneinander an. Alle Kämpfe werden nach den K-1-Regeln (3 Runden a 3 Minuten mit zwei möglichen Extrarunden) ausgetragen.

Eröffnungszeremonie

Eröffnungszeremonie

Im ersten Viertelfinale des Turniers trat der Veteran und Kickboxer Jerome LeBanner aus frankreich gegen den gigantisch großen Südkoreaner Hong Man Choi, einen ehemaligen Großmeister im Ssirum-Ringen an.

Jerome Le Banner vs. Hong-Man Choi

Jerome Le Banner vs. Hong-Man Choi

Chois 28cm-Größenvorteil war mehr als offensichtlich, als die beiden für die letzten Ringrichteranweisungen in die Ringmitte kamen. Le Banner scherzte vorher, dass er "einen Turm zum einstürzen bringen müsste" und dieser Aufgabe widmete er sich von Anfang an indem er immer wieder mit der linken Geraden heran schnellte und dann die Rechte zum Körper nachzog. Während der gesamten ersten Runde umkreiste Le Banner seinen Gegner mit guten Ausweichmanövern und kam dann schnell in den Infight, um mit der Linken und Low Kicks zu punkten. In der zweiten Runde benutzte der Franzose die Linke als Führhand und brachte eine gute Rechte kross geschlagen durch, die über die Deckung seines Gegners hinweg ging. Choi schienen die Treffer nichts an zu haben und er schüttelte Le Banner mit einem harten linken Haken gegen der Ende der Runde durch.

Le Banner machte es spannend in der dritten Runde, als er furchtlos auf seinen Gegner zuging, einen Overhand-Punch schlug und dann den zurückweichenden und um sich schlagenden Choi mit der Rechten erwischte. Überraschenderweise machte Choi keine Anstalten, die Knie in diesem Kampf einzusetzen. Lediglich einmal in der dritten Runde traf er mit einer Knieattacke, aber da war es schon zu spät, da der große Koeraner bereits erschöpft war. Während Choi langsamer wurde, drehte Le Banner mit seinen Schlagattacken weiter auf und punktete mit harten Kombinationen, um am Ende einen einstimmigen Punktsieg und einen Platz im Halbfinale zu erhalten.

Im zweiten Viertelfinale nahm es Semmy Schilt mit dem brasilianischen Kyokushin-Meister Glaube Feitosa auf. Dieser Kampf sollte für Schilt der erste von drei Siegen in Folge werden und es war der härteste.

Glaube Feitosa vs. Semmy Schilt

Glaube Feitosa vs. Semmy Schilt

Die beiden Kämpfer tauschten zu Beginn Low Kicks aus, Feitosa mit Geschwindigkeit und Schilt mit Kraft. Feitosa streifte seinen Gegner einmal mit einem High Kick, als Schilt mit dem Knie angreifen wollte. In der ersten Runde gab es jedoch keine Wirkungstreffer. Die zweite Runde begann Feitosa mit hoher und geschlossener Deckung und steckte ein, was Schilkt austeilte, bis er plötzlich einen wunderschönen Kyokushin Kick trat, der Schilt hart am Kopf erwischte. Es war der Treffer des Kampfes und das Publikum war auf den Beinen, während ein betäubter Schilt merkwürdig rückwärts wankte. Es sah sehr danach aus, als ob Schilt zu Boden gehen würde, sein Fall wurde von den Seilen aufgehalten und seine Balance stellte sich wieder ein. Seine Chance witternd jagte Feitosa den benebelten Niederländer mit den Fäusten, aber konnte die Sache nicht zu Ende bringen. Die Runde endete mit einem erholten Schilt, der harte Low Kicks trat, mit der Linken Jabs schlug und wieder mit dem Knie angriff. In der dritten Runde waren es wieder Schilts Führhand und seine Knieattacken die die Runde machten, während Feitosa bis auf eine linke Gerade keine Wirkungstreffer an seinem großen Gegner landen konnte.

Ein lebhaftes Duell und die WGP-Lorbeerkrone hätte durchaus einen anderen Kopf schmücken können, wäre Schilt in der zweiten Runde zu Boden gegangen. Aber wie es nun aussah, war Schilt aus dem Kampf mit deutlich mehr Treffern hervorgegangen und verdiente sich so einen einstimmigen Punktsieg.

Im dritten Viertelfinale standen sich der marrokanische "Bad Boy" Badr Hari, der K-1 Schwergewichts-Meister und der zweimalige WGP-Champion Remy "The Gentleman" Bonjasky aus Holland gegenüber. Zwischen diesen beiden gibt es keine Zuneigung und das machten sie während der Interviews klar, als sie gegenseitig Seitenhibe austeilten. Bei diesem kampf erwartete man eine Schlacht.

Remy Bonjasky vs. Badr Hari

Remy Bonjasky vs. Badr Hari

Und die war es auch. Ein explosiver Start, Schnelligkeit und Kraft, zeichneten die endlosen Low Kicks aus, die in der ersten Runde getreten wurden. Hari trat einen schönen High Kick, Bonjasky konterte mit einem fliegenden Knie und auch mit den Fäusten schenkten sie sich nichts: Bonjasky schlug in Richtung Kopf und Hari zielte mit der Rechten auf den Körper. Die zweite Runde begann mit noch mehr Punch- und Low-Kick-Kombinationen, bevor beide Kämpfer etwas Abstand hielten und nach Lücken in der Deckung suchten. Beide hielten die Deckung hoch und zeigten gute Paraden. Ein Zeichen der Feindschaft wurde ersichtlich, als Hari es ablehnte mit den Handschuhen abzuklatschen, nachdem Bonjasky einen Tiefschlag signalisiert hatte. Am Ende der Runde klatschten sie ebenfalls nicht ab. In der dritten Runde hatten es wieder beide auf die Beine ihres Gegners abgesehen. Bonjasky schlug einige linke Haken und trat dann einen harten rechten Kick, der Haris Oberschenkel traf und den Marokkaner bis zum Rundenend ezu verlangsamen schien.

Eine knappe Entscheidung, bei der Bonjasky auf allen Punktrichterkarten die dritte Runde erhalten hatte und so mit einer sehr knappen Mehrehitsentscheidung siegreich hervorgehen konnte. Aber nachdem er so viele harte Low Kicks einstecken musste, musste man sich fragen, ob Bonjasky für das Halbfinale fit sein würde.

Im letzten Viertalfinale kämpfte der dreimalige WGP-Champion Peter Aerts aus Holland gegen den 23-jährigen, japanischen Kickboxer Junichi Sawayashiki.

Junichi Sawyashiki vs. Peter Aerts

Junichi Sawyashiki vs. Peter Aerts

Aerts hatte an allen 15 K-1 World Grand Prix Finalturnieren teilgenommen und der "Dutch Lumberjack" stellte seine Erfahrung unter Beweis, indem er sich seines Gegners in nur 89 Sekunden entledigte. Aerts begann mit schnellen Low Kicks, um Sawayashiki aus der Balance zu bringen. Ein heftiger High Kick erwischte den japanischen Kämpfer dann schwer am Kopf und er ging zu Boden. Sawyashiki kam noch einmal auf die Beine, aber nachdem der Kampf wieder aufgenommen wurde, landete Aerts eine rechte Gerade, die durchkam, einen zweiten Niederschlag zur Folge hatte und Aerts den Sieg einbrachte. Aerts sah nicht annähernd wie 37 Jahre alt aus, während Sawayashiki völlig fehl am Platz wirkte.

Im ersten Halbfinale war es Jerome Le Banner -- der letze verbliebene Nicht-Holländer im Turnier -- der gegen Semmy Schilt in den Ring schritt.

Semmy Schilt vs. Jerome Le Banner

Semmy Schilt vs. Jerome Le Banner

Von Beginn an war Le Banner der aggressivere Kämpfer und warum auch nicht -- Schilt musste nach Choi geradezu klein wirken! Der Franzose neigte seinen kopf nach links und schlug einen rechten Overhand-Punch, der gut traf und Schilt zum Rückzug zwang, von wo er Le Banner mit Front Kicks fern hielt. Schilt trat ein paar harte Low Kicks und drehte den Spieß in den letzten 10 Sekunden um, indem er ein paar harte rechte Knieattacken zum Kopf von Le Banner durchbrachte und dann mit den Fäusten nachsetzte.

Es gab einige Verwirrung zu Beginn der zweiten Runde, wenn es klar wurde, dass Le Banners Sekundanten den Ring nicht verlassen wollten. Le Banner setzte sich jedoch durch, schickte sie heraus und begann mit einer Serie von Schlagattacken. Jedoch wurde es umgehend klar, dass die Bewegungen Le Banners durch sein rechtes Bein beeinträchtigt waren. Schilt nutzte diesen Umstand aus, indem er Low Kicks trat, die Le Banner zu Boden zwangen. Ein verzweifelter Le Banner kam noch einmal auf die Beine, aber seine Sekundanten hatten genug gesehen und warfen das Handtuch, was Schilt den Sieg einbrachte.

Im zweiten Halbfinale trafen Remy Bonjasky, der im ersten Kampf eine Menge eingesteckt hatte und Peter Aerts, der kaum berührt worden war, aufeinander.

Peter Aerts vs. Remy Bonjasky

Peter Aerts vs. Remy Bonjasky

Wenn Bonjasky angeschlagen war, dann zeigte er es jedenfalls nicht, da er sich schnell bewegte und von Anfang an High Kicks trat. Bonjasky landete nach einem Austausch von Kicks auf der Matte, was aber als Ausrutscher gewertet wurde. Aerts gab alles und griff mit der rechten Geraden an, schlug zum Körper und trat Low Kicks, sowie ein Knie, dass Bonjasky etwas verlangsamte. In der zweiten Runde hatte es Aerts wieder auf den Körper abgesehen und der in der Deckung stehende Bonjasky war jetzt hoffnungslos in die Defensive gezwungen. Nachdem er für Passivität verwarnt wurde, schlug Bonjasky mit den Fäusten in die Deckung seines Gegner und Aerts ließ provozierend seine Deckung fallen und lud Bonjasky ein.

Müdigkeit machte sich bei Bonjasky breit, der in der dritten Runde lustlos wirkte, selten einen Angriff startete und hoffnungslos verfehlte, wenn er es versuchte. Aerts trat Low Kicks, arbeitete am Körper und sammelte genug Punkte, um einen komfortablen Punktsieg zu erreichen.

Das Finale zwischen Schilt und Aerts war das dritte Aufeinandertreffen der beiden -- Aerts gewann den ersten Kampf in Auckland im März 2006 und Schilt glich im World Grand Prix Finale 2006 aus. Die Wiederholung des Finales des Vorjahres bot den Kämpfern eine dramatische Gelegenheit, alles klar zu machen.

Peter Aerts vs. Semmy Schilt

Peter Aerts vs. Semmy Schilt

Aerts war vielleicht der sentimentale Favorit des Publikums, aber auch Schilt war man nicht abgeneigt. Der Kampf begann mit einem ambitionierten Aerts, der mit Overhand-Schlägen in den Mann ging. Schilt unterbrach die Angriffe mit Low Kicks und ging in den Clinch, wenn die Distanz zu kurz wurde. Schilt hatte seinen Gegner bald in die Ecke getrieben und ein Knie durchgebracht, aber Aerts entkam und fand den Platz um seine Angriffe fortzusetzen. Schilt kam mit einer linken Geraden durch, die eigentlich ungefährlich wirkte, aber Aerts am Kinn erwischte. Unglücklicherweise verdrehte sich Aerts' Knie, als er rückwärts stolperte und so fiel er auf die Matte, mehr von der Nebenwirkung als vom Schlag getrieben. Mit schmerzverzerrtem Gesicht griff Aerts nach seinem verletzten Knie und konnte nur frustriert zuhören, als er weiter angezählt wurde. Aerts konnte nicht mehr aufstehen und Schilt wurde erneut Weltmeister.

"ich bin sehr froh, dass ich heute abend gewinnen konnte und so mit drei aufeinander folgenden Weltmeisterschaften geschichte schreiben konnte", sagte ein strahlender Schilt in seinem Interview nach dem Turnier. "Es war ein gutes Finalturnier und es gab keine einfachen Kämpfe. Ich glaube der erste Kampf [gegen Feitosa] war der härteste, aber der erste Kampf ist immer der schwerste, denn er entscheidet, was in den weiteren Kämpfen geschieht."

Semmy Schilt

Semmy Schilt

Danach gefragt, ob das Finale gegen Aerts für ihn ein "Traumkampf" gewesen wäre, versuchte der normalerweise eher stoische Schilt zu scherzen: "Ich glaube, wenn ihr wirklich einen traumkampf sehen wollt, dann müpsst ihr euch eine DVD ausleihen wie zum Beispiel die Rocky-Filme..." OK, jetzt wissen wir, warum Schilt stoisch ist.

Schilts Sieg setzt die Domninz der Holländer im K-1 fort, die nicht gerade wenig erstaunlich ist. Die drei holländischen Kämpfer im Finalturnier gewannen alle ihre Viertelfinalkämpfe und wurden nur durch andere Holländer eliminiert. Der K-1-WGP-Champion war in der 15-jährigen Geschichte des K-1 in den letzten 6 Jahren ein Holländer und insgesamt gewannen die Holländer 12 mal den Titel.

Paul Slowinski vs. Mighty Mo

Paul Slowinski vs. Mighty Mo

Im Reservekampf des Turnier kämpfte Mighty Mo aus den Vereinigten Staaten gegen Paul Slowinski aus Australien. Mo mit seiner gedrungenen Statur hat einen rechten Haken, der für viele Kämpfer einen Fluch darstellte, während Slowinskis Karate-Hintergrund und seine Kondition ihm ein weitaus größeres Repertoire an Angriffsstrategien zur Verfügung stellen. Slowinski hatte außerdem eine Legende in seiner Ecke -- Ernesto "Mr Perfect" Hoost.

Slowinski beantwortete Mos frühe Schlagattacken mit Low Kicks, die Mo jedoch ignorierte und mit den Fäusten einen Cut an Slowinskis Auge öffnete, was zu einer Unterbrechung führte, damit sich der RIngarzt die Verletzung ansehen konnte. In der zweiten Runde ergriff Mo erneut die Initiative, aber nun konterte Slowinski gut, schlug linke gerade Punches und feuerte harte Low Kicks ab, die den Samoaner zu Boden schickten. Es sah zunächst so aus, als ob Mo wieder auf die Beine kommen würde und der Ringrichter gab ihm ausgiebig Zeit, um wieder eine Kampfhaltung anzunehmen, aber Mo konnte mit schmerzverzerrtem Gesicht nicht mehr antreten und so wurde Slowinski der Sieg gegeben.

David Dancrade vs. Musashi

David Dancrade vs. Musashi

In einem Superkampf nahm es der japanische Seidokaikan-Karate-Kämpfer Musashi mit David Dancrade, einem französischen Kickboxer, der hier sein K-1-Debüt bestritt, auf. Dancrade trat gleich zu Beginn Low-, Mid-, High- und Spinning Back Kicks, während Musashi diese abblockte und sich Zeit nahm und gelegentlich mit der Führhand oder einem Low Kick antestete. Aber plötzlich, es waren noch 10 Sekunden bis zum Rundenende, knallte ein linker Kick von Musashi auf Dancrades Körper und schickte ihn auf die Bretter. Der französische Kämpfer blieb dort, unfähig wieder aufzustehen. Ein guter Kämpfer läßt einen Sieg leicht aussehen, indem er seine Möglichkeiten genau auswählt und Musashis K-1-Erfahrung machten hier den unterschied, da er genau das tat.

Ernesto Hoost als Kommentator

Ernesto Hoost als Kommentator

Auch auf dem Programm stand der Kampf von Jan "The Giant" Nortje aus Südafrika, der Dong Wook Kim durch TKO besiegte, als der Südkoreaner nach einem Kick auf das Knie des "Giant" nicht mehr fortsetzen konnte. Takashi Tachikawa aus Japan erzielte einen KO-Sieg über Ki Min Kim aus Südkoera und Mitsugu Noda aus Japan besiegte Noel Cadet aus Frankreich durch TKO.

Die Nummerngirls

Die Nummerngirls

Das K-1 World Grand Prix Finale 2007 zog eine lautes Publikum von 17.667 Zuschauern in die Yokohama Arena. Die Veranstaltung wurde in Japan live durch das Fuji TV Network, in Korea durch XTM, in Hongkong durch PCCW, in Australien durch Main Event, in Brasilien durch Globosat, in Kanada durch The Fight Network, in Rumänien durch ProTV, in Ungarn durch RTL und in Skandinavien durch Viasat übertragen. Mit den späteren, zeitverzögerten Übertragungen wird das K-1 World Grand Prix Finale 2007 in insgesamt 135 Ländern ausgestrahlt werden -- Termine für Deutschland gibt es rechtzeitig im K-1sport.de-TV-Kalender. Die komplette Berichterstattung und die offiziellen Ergebnisse für diese und alle anderen K-1-Veranstaltungen gibt es wie immer auf der offiziellen K-1 Webseite (www.k-1.co.jp/k-1gp) und auf K-1sport.de.

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