Das folgende Interview erreichte uns von der IFA (International Fight Agency), die die Möglichkeit hatte, kürzlich mit Badr Hari zu sprechen.
Mit nur 22 Jahren ist der amtierende K-1 Schwergewichts-Meister Badr Hari der jüngste der acht Kämpfer, die am 8. Dezember beim K-1 World Grand Prix Final antreten. Der marrokanische Kickboxer verdiente sich seinen Platz, indem er Doug Viney in Seoul am 29. September besiegte. Am Morgen nach dem KO-Sieg sprach ein entspannter Hari mit der IFA.
IFA: Badr, du hast ein bisschen den Ruf eines "enfant terrible", warst du als Kind ein böser Bube?
Hari: Ha ha. Ich habe einfach nur gern Spaß gehabt, so wie alle anderen Kinder auch. Ich habe immernoch gerne Spaß und vielleicht halten die Leute das fälschlicherweise für "böse". Aber als Kind war ich nicht so schlimm.
IFA: Würdest du dich selbst als Vorbild für Kinder betrachten?
Hari: Nein, das glaube ich nicht! Ich sehe mich selbst nicht als Vorbild, ich glaube, man muss man selbst sein. Aber wenn mich manche jungen Leute als Vorbild betrachten, dann ist das in Ordnung. Wenn ich Kinder hätte und sie mich mochten, wäre ich froh, denn ich lasse mir von anderen nicht sagen, was ich zu tun habe, ich tue was ich möchte um glücklich zu sein und vielleicht ist das ein gutes Vorbild.
IFA: Wann wusstest du zum ersten Mal, dass du ein Kämpfer werden wirst?
Hari: Als ich sieben Jahre alt war, lebte ich in Ost-Amsterdam, dem "Ghetto", zusammen mit vielen Marrokanern. Es gab ein Gym gleich neben meinem Haus. Ich habe nie irgendwelche anderen Sportarten betrieben, aber das Training dort war billig. Mein Vater wusste, ich konnte dort den ganzen Monat verbringen und es würde fast nichts kosten. So fing es an.
IFA: Wann wurde dir klar, dass du aus deinem Kämpfen eine Karriere machen kannst?
Hari: Ich habe das Kämpfen von Beginn an gemocht, aber am Anfang weiß man noch nicht, ob man mal ein professioneller Kämpfer werden kann. Ich fand kämpfen einfach gut. Als ich 14 oder 15 war, ging ich von der Schule ab, aber ich hörte nicht auf zu trainieren, ich blieb beim Training, weil ich es mochte. Und dann kam der Erfolg und ich kam dahin, wo ich jetzt bin und ich bin jetzt einfach nur glücklich!"
IFA: Wie trainierst du heute?
Hari: Ich mache viel Ausdauertraining, Joggen und Sprinten, Krafttraining, alle möglichen Arten des Konditionstrainings und Diät. Ich mache alles, unterschiedliche Techniken. Ich mag das Gym immernoch und ich trainiere sechs Tage die Woche, manchmal bin ich bis 17 Uhr im Gym, ich esse im Gym!
IFA: Du bist erst 22 Jahre alt und wurdest schon mal beschuldigt, die Veteranen des Sports nicht zu respektieren...
Hari: Tja, was ist denn "Respekt"? Ich habe keine Helden im Kickboxen. Das bedeutet aber nicht, dass ich die anderen nicht respektiere. Vielleicht haben einige Kämpfer den Eindruck bekommen, dass ich sie nicht respektiere, weil ich gegen sie kämpfen wollte und manche Leute das für merkwürdig halten. Ich denke, wir sind im Geschäft um gegeneinander anzutreten und ich habe keine Angst davor, das auszusprechen und sie herauszufordern. Sie glauben, dass ich keinen Respekt habe, weil ich sie herausfordere? Hey, wenn ich sie nicht herausfordere, wenn niemand sie herausfordert, dann haben sie morgen keine Arbeit mehr. Kommt schon, das ist das Kampfgeschäft und wir müssen kämpfen!
IFA: Eine Stunde vor einem Kampf, meditierst du, betest du, bereitest du dich irgendwie speziell vor?
Hari: Eine Stunde vor dem Kampf bereite ich mich nur noch darauf vor, indem ich mich darauf konzentriere. Natürlich bete ich auch ein bisschen, ich bin religiös, Moslem. Aber ich bete nicht für den Sieg, ich bete nur um gesund zu bleiben, denn das ist das wichtigste, gesund zu bleiben.
IFA: Du bist beim Grand Prix Finale im Dezember dabei, was ist dein größter Vorteil?
Hari: Die anderen Typen beim Finalturnier sind sehr stark, aber ich bin sehr jung und sehr hungrig. Ich möchte unbedingt gewinnen. Mein Alter ist meine größte Waffe, aber da ich noch so jung bin weiß ich auch, wenn ich nicht in diesem Jahr gewinne, dann kann ich es im nächsten Jahr schaffen oder in dem Jahr darauf. Weil ich jung bin, bleibe ich geduldig und entspannt.
IFA: Dein erster Gegner wird Remy Bonjasky sein, der eine wirklich gute Beinarbeit hat.
Hari: In meiner Vorbereitung auf den Kampf glaube ich nicht, dass ich irgendetwas fürRemy
umstellen oder anpassen muss. Ich muss nur mein Ding durchziehen. Ich mache mir überhaupt keine Sorgen wegen seiner Knie oder seiner Kicks, aber ich glaube, es wird ein sehr interessanter Kampf.