Bregy der Beste, Sapp flüchtete aus Amsterdam
geschrieben von Monty DiPietro

AMSTERDAM, 13. Mai 2006 -- Der Schweizer Karatekämpfer Björn Bregy gewinnt mit drei KO Siegen das Turnier, während der amerikanische Kämpfer Bob Sapp zu seinem Superkampf gegen Ernesto Hoost unerlaubt abwesend war. Das alles geschah am heutigen Abend beim K-1 Europa Grand Prix 2006.

Wenn K-1's Seele in Japan beheimatet ist, dann schlägt dessen Herz in Holland -- holländische Kämpfer haben das jährliche K-1 World Grand Prix Finale unglaubliche zehn mal in dreizehnjährigen Geschichte dieses Sport gewonnen. Die holländischen Fans sind ebenfalls außergewöhnlich -- etwa 20.000 füllten die Amsterdam Arena heute abend und setzten so einen internationalen Zuschauerrekord für K-1.

Der Haupereignis Superkampf war als Showdown zwischen Ernesto Hoost und Bob Sapp. gedacht. Der überall auf der Welt mit Spannung erwartete Kampf war eine Frage des Stolzes für K-1 Fans in Holland.

Ein cooler, technisch starker Stil brachte Hoost den Spitznamen "Mr. Perfect" ein und seine hervorragenden Punch- und Kickattacken halfen ihm beim Gewinnen seiner unglaublichen vier Championtitel. Aber Hoost hat seinen Widerstand in Sapp gefunden -- der amerikanische NFL Footballspieler, der sich zum K-1 Kämpfer gewandelt hat, gewann überraschend ihre zwei Aufeinandertreffen. Zum Anlass seines letzten Kampfes in Holland wollte Hoost unbedingt die Revanche.

Aber in einer unglaublichen Abfolge von Ereignissen verschwand Sapp aus der Amsterdam Arena, kurz vor seinem Kampf. Nur Sapp selbst kann die ganze Geschichte erzählen, die zu der Bekanntgabe von Ringsprecher Roland Wustenberg führte: "Wir müssen leider bekannt geben, dass Bob Sapp die Arena verlassen hat. Simon Rutz Promotions tat alles, was in ihrer Macht stand, um ihn hier zu halten, aber er rannte vor dem kampf davon."

Das holländische Publikum schien sich mit dem Ausfall in letzter Sekunde abfinden zu können -- Pfiffe wandelten sich schnell in Jubel um, als bekannt gegeben wurde, dass der findige Organisator Peter Aerts überzeugen konnte, als Ersatz in letzter Minute einzuspringen.

Peter Aerts vs. Ernesto Hoost

Peter Aerts vs. Ernesto Hoost

Zu große Hosen tragend, die er sich von Semmy Schilt geborgt hatte (vielleicht ein Recht, das er sich erworben hat, weil er Schilt in diesem Jahr in Auckland geschlagen hat?), kämpfte Aerts überraschend gut für jemanden, der zu der in der Erwartung zu der Veranstaltung gekommen war, dass er Kommentator für das Fernsehen ist. Hoost und Aerts gingen es freundschaftlich an und ihr Sparring war ein angemessener Trostpreis für den erwarteten Hoost/Sapp-Showdown, der nicht stattfand. Beide kämpften mit Kraft, ihre Angriffe waren jedoch nicht ganz so knackig und ihre Verteidigung kompensierte die Attacken, es fehlte verständlicherweise etwas an Killerinstinkt. Der Tanz ging über die drei Runden und die Punktrichter entschieden sich für Hoost, aber beide Kämpfer wurden vom Publikum freundlich bejubelt.

Aerts sagte: "Ich hatte gerade aufgegessen, als sie mir erzählten, dass Bob abgehauen war und sie fragten mich, ob ich kämpfen würde. Es war ein Risiko, Ernesto hätte mich ausknocken können, aber es ist immer ein Risiko und so entschied ich mich, für K-1 in den Ring zu steigen, obwohl meine Frau nicht besonders glücklich darüber war!"

"Ich habe ein gemischtes Gefühl", sagte Hoost hinterher. "Ich bin sehr traurig, dass Sapp nicht in den Ring stieg, aber ich bin froh, dass Peter in der letzten Minute auftauchte. Weil er keine Chance hatte, für den Kampf angemessen zu trainieren, möchte ich ihm einen Rückkampf später in diesem Jahr anbieten, natürlich nur, wenn er nicht im Tokyo Dome Finale kämpfen sollte."

Im zweiten Superkampf stieg der K-1 World Grand Prix Champion 2003 und 2004 Remy Bonjasky aus Holland gegen Jerome LeBanner, dem französischen Kraftpaket, der oft als der beste K-1 Kämpfer bezeichnet wird, der nie den Grand Prix gewann, in den Ring.

Remy Bonjasky vs. Jerome Le Banner

Remy Bonjasky vs. Jerome Le Banner

Dieser Kampf begann schnell, Bonjasky sprang mit dem Knie heran und Le Banner schob ihn schroff beiseite. Beide Männer kämpften mit Low Kicks in der ersten Runde, Bonjasky versuchte einige nette Aktionen, aber Le Banner ließ ihn nicht an sich heran. In der zweiten RUnde blockte der Franzose die High Kicks von Bonjasky erneut sehr gut und ging mit den Fäusten zur Sache, konnte aber keinen Druck aufrecht erhalten. Die dritte Runde war die beste des Kampfes. Die Kämpfer tauschten Schläge aus und prallten oft und brutal aufeinander. Le Banner traf mit Schlagkombinationen und Bonjasky, typischerweise etwas auffälliger, mit den Beinen. Das Punktrichterurteil war eine knappe Entscheidung zu Gunsten Bonjaskys, der sich in der Ringmitte postierte und das Publikum bat, die Hilfeaktionen in seinem Geburtsland Surinam, wo 22.000 Menschen ihre Häuser durch kürzliche Überflutung verloren, zu unterstützen. (Spenden können an das rote Kreuz gerichtet werden.) Bonjasky hatte seine eigenen Probleme, denn er verließ das Stadion um ins Krankenhaus zu fahren, damit sein verletzter, linker Knöchel behandelt werden konnte.

Der amtierende K-1 World Grand Prix Champion Semmy Schilt aus Holland ist ein großer (212cm, 129kg), kräftiger, technisch starker und schneller Kämpfer. Seine einzige Niederlage in 16 K-1 Kämpfen hatte er früher in diesem Jahre gegen Peter Aerts. In seinem Superkampf hier nahm er es mit seinem Landsmann und K-1 Veteran Lloyd Van Dams auf.

Semmy Schilt vs. Lloyd van Dams

Semmy Schilt vs. Lloyd van Dams

Van Dams begann sofort aggressiv und rollte mit Overhand-Schlägen vorwärts, aber Schilt kickte gut und hielt ihn so auf Distanz. Wenn sie sich näher kamen, arbeitete er mit den Knien und Schlägen zum Körper.Van Dams feuerte einige Low Kicks in der zweiten Runde ab und Schilt traf teilweise mit High Kicks, aber Van Dams hatte ein gutes Kinn. Schilt zeigte in der Dritten mehr gerade Schläge und punktete genug, um einen einstimmigen Sieg einzufahren.

Am Europa Grand Prix nahmen acht Kämpfer aus sieben verschiedenen Ländern teil und im ersten Viertelfinale traf Alexey "The Scorpion" Ignashov aus Weißrussland auf Petr Vondracek aus der Tschechischen Republik.

Als Europa Grand Prix Champion von 2003 zeigte Ignashov im vergangenen Jahr eine enttäuschende Vorstellung, als er gegen den Underdog Noboru Uchida in seinem Viertelfinalkampf verlor. Vondrachek ist ein harter und technisch starker Kickboxer, der den K-1 Italy 2002 gewann.

Peter Vondrachek vs. Alexey Ignashov

Peter Vondrachek vs. Alexey Ignashov

Ein schlankerer und durchtrainierter Ignashov sah von der Glocke an gefährlich aus, bewegte sich flüssig und jabbte kaltblütig mit der Linken. In der Mitte der Runde zog er die Rechte nach und erzielte eine Niederschlag. Danach hatte Vondrachek Glück, die Runde zu überstehen. Vondrachek begann die Zweite ziemlich gut und jagte Ignashov etwas, aber der Skorpion benutzte Front Kicks, um die Distanz zu kontrollieren und verpaßte seinem Gegner eine Rechte, die ihn gegen die Seilen laufen ließ. Im Rhytmus bleibend schlug Iggy eine Gerade, die den Tschechen fällte. Ein beeindruckender KO Sieg von Ignashov und sein Einzug ins Halbfinale.

Im zweiten Viertelfinale konnte man Melvin Manhoef gegen Tatsufumi Tomihira aus Japan kämpfen sehen. Der 30-jährige Karate Kämpfer Tomihira kann ziemlich rauflustig sein. Manhoef dagegen hatte das Publikum auf seiner Seite, als er als einzigster Holländer in den Ring schritt.

Tatsufumi Tomihira vs. Melvin Manhoef

Tatsufumi Tomihira vs. Melvin Manhoef

Tomihira griff zuerst an, indem er mit ein paar schwungvollen Low Kicks attackierte, die aber geblockt wurden. Dann war Manhoef an der Reihe und er war schnell und böse. Eine Kombination überschattet von einem harten Haken brachte Tomihira das erste Mal zu Fall und nicht lange nach der Wiederaufnahme des Kampfes hatte ein weiterer Haken den gleichen Effekt. Tomihira hatte eine weite Anreise für einen kurzen Kampf hinter sich gebracht. Manhoef kam weiter.

Bjorn Bregy's erster Gegner war der Franzose Freddy Kemayo, der sein Debüt im K-1 Europe Grand Prix in Paris im letzten Jahr hatte, wo er im Halbfinale gegen den späteren Gewinner Schilt unterging.

Freddy Kemayo vs. Bjorn Bregy

Freddy Kemayo vs. Bjorn Bregy

In der ersten war ur etwas nachlässiges Sparring zu sehen. Bregy bekam Kemayo in die Ecke und zog das Knie hoch, dann antwortete Kemayo mit einigen High Kicks. Das Ausweichen und die Verteidigung beider Kämpfer war gut und so blieben die Angriffe ohne Wirkung. In der Zweiten zeigte keiner der Kämpfer besonders viel Kreativität oder Kampfgeist. Aber Kemayo brachte ein paar gute, schnelle Kombinationen durch, mit denen er die dritte Runde begann und Bregy in den Rückwärtsgang brachte. Der Schweizer Kämpfer antwortete auf die Herausforderung mit einer Reihe von Knieattacken und Fäusten und erwischte den aus der Balnce geratenen Kemayo dann mit einer strafenden Rechten, um den KO Sieg und einen Platz im Halbfinale zu erreichen.

Am letzte Viertelfinale nahm Naoufal "Iron Leg" Benazzouz, der Mumm bewies, als er im letzten Jahr das Finale des Europa Grand Prix erreichte, teil. Iron Leg trainiert im prestigeträchtigen Golden Glory Gym -- der Heimat von Kämpfern wie Schilt und dem kürzlich gekrönten K-1 USA Grand Prix Champion Chalid "Die Faust" Arrab. Iron Leg's Gegner war hier Attila Karacs, ein Kempo Kämpfer, der durch drei KO-Siege das K-1 Eliminierungsturnier in seiner Heimat Ungarn im Februar gewann.

Attila Karacs vs. Naoufal Bennazouz

Attila Karacs vs. Naoufal Bennazouz

Dieser Kampf war schnell vorbei. Iron Leg benutzte, wenig überraschend, seine Beine. Karacs ging mit geraden Schlägen vorran und beide Kämpfer hatten ihre Momente, aber Iron Leg wählte seine Chance besser und brachte einen High Kick an die Seite von Karacs' Kopf, um so den entscheidenden Niedeschlag zum KO erzielen.

Nach den Viertelfinals wurde bekannt gegeben, dass sich Melvin Manhoef die Hand verletzt hatte und nicht länger am Turnier teilnehmen konnte. Nach der K-1 Ersatzregel bekam der holländische Kämpfer target="_self">Gokhan Saki, der Rani Berbachi aus Frankreich im ersten Reservekampf des Turniers geschlagen hatte, Manhoef's Platz gegen Ignashov im ersten Halbfinale.

Alexey Ignashov vs. Gokhan Saki

Alexey Ignashov vs. Gokhan Saki

Saki umkreiste seinen Gegner und wendete eine Strategie an, bei der er schnell zuschlug und sich dann zurück zog. Er setzte auch respektable Low Kicks ein. Ignashov wartete auf seine Zeit, sah überzeugend aus und punktete, spät in der ersten Runde, mit der linken Geraden. In der zweiten wartete Ignashov erneut ab, während Saki ihn mit Low Kicks drangsalierte und mit einer Reihe von High Kicks verfehlte. In der dritten Runde hielt sich Iggy wieder zurück, während Saki geschäftig war und als die Zeit auslief, hatten die Punktrichter keine andere Wahl, als Saki für seinen überlegenen Kampfgeist mit einem Punktsieg zu belohnen. Ein böser Überraschungssieg und Saki stand im Finale.

Im zweiten Halbfinale hielt Iron Leg seine Deckung hoch und griff Bregy wiederholt mit schnellen Kombinationen an. Eine Reihe von Schlägen und ein High Kick von iron Leg wurden mit einem Niederschlag nur Sekunden vor dem Rundenende belohnt. Das Momentum verschob sich jedoch dramatisch in der zweiten Runde.

Bjorn Bregy vs. Naoufal Bennazouz

Bjorn Bregy vs. Naoufal Bennazouz

Als Iron Leg wieder Druck machte, zog Bregy das Knie hoch, erwischte ihn am Brustbein und schickte ihn auf die Matte, wo er sich vor Schmerzen krümmte. Kurz nach der Wiederaufnahme des Kampfes zog Bregy seinen Vorteil aus dem schweren Treffer und brachte das Knie erneut hoch um einen zweiten Niederschlag und einen zweiten KO-Sieg zu erzielen.

Bjorn Bregy vs. Gokhan Saki

Bjorn Bregy vs. Gokhan Saki

Saki und Bregy stellten eine ungleiche Kampfpaarung im Finale dar, aber der Kampf war gut, wenn auch nur kurz. Saki war von Beginn an leicht auf seinen Füßen und kämpfte trotz seiner geringeren Körpergröße großartig. Er benutzte Low Kicks und die üblichen High Kicks verfehlten nur knapp. Trotzdem begann Bregy bald zu attackieren und brachte das Aschenputtel-Märchen zu einen jähen Ende. Im Infight verpaßte ihm Bregy eine Linke gegen das Kinn, die den holländischen Kämpfer zusammenfaltete. Bregy hatte das Turnier gewonnen.

"Ich bin sehr froh darüber, dass ich mit 3 KOs gewonnen habe!", sagte Bregy aus dem Kreis der Gewinner. "Ich habe meine Diät, meine Übungen und mein Sparring umgestellt und verlor 9 Kilo für dieses Turnier, was sich großartig bezahlt gemacht hat."

Bjorn Bregy, the Winner

Bjorn Bregy, the Winner

Der Sieg bringt Bregy einen Plat in der World Grand Prix Final Elimination im September ein, wo er um einen Platz für das K-1 Tokyo Dome Finale kämpfen wird.

Die Veranstaltung lief bereits den ganzen Tag und beinhaltete 16 Kämpfe. Im zweiten Reservekampf besiegte Rodney Faverus seinen holländischen Landsmann John Delgado. In einem 70kg Kampf setzte sich Ray Staring aus Holland gegen den armenischen Kämpfer Gago Drago durch Punktentscheid durch und Morad Deleski aus Begien siegte über Fikri Duabate aus Holland durch KO. In einem 75kg Kampf zwischen zwei Holländern gewann Joerie Mes gegen Ramon Dekkers durch Punktentscheid.

Alle Kämpfe wurden nach regulären K-1 Regeln ausgetragen (3 x 3min + 1 Extrarunde). Einzige Ausnahme war der Eröffnungskampf in der Gewichtsklasse bis 93kg, der nach MMA-Regeln ausgetragen wurde und in dem der Belgie Hakeem Goran einen Armhebel benutzte, um Dave Dalgliesh aus Holland zu bezwingen.

Die Sitzreihen waren bei der Veranstaltung in einem Halbkreis an einem Ende der Amsterdam Arena angeordnet, einem riesigen, modernen Sportkomplex, der das Heimatstation des Erstliga-Fußballclubs Ajax Amsterdam ist. "Weißt du", sagte der Veranstalter Simon Ritz, "es war so schnell ausverkauft, dass ich mir sicher bin, wir hätten auch 40.000 Tickets verkaufen können. Also nächstes Jahr müssen wir mal sehen."

Der K-1 Europa Grand Prix 2006 wurde live vom Fuji Television Network und Fuji Satellite TV in Japan und von MBC/ESPN in Südkorea übertragen. Die Veranstaltung wird auf zeitverzögerter Basis auf Eurosport überall in Europa, durch ProTV in Rumänien, durch inDemand in den Vereinigten Staaten, durch Viewer's Choice in Kanada und durch GroboSat in Brasilien ausgestrahlt werden. Der K-1 Europe Grand Prix 2006 wird in mehr als 100 Ländern zu sehen sein.


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